Covid-19 und Asthma

Covid-19-Erkrankung im Zusammenhang mit Asthma

Dass es bestimmte Risikogruppen für einen schweren Krankheitsverlauf von COVID-19 gibt, ist mittlerweile unbestritten. Ob auch Asthmatiker dazu gehören, war bisher jedoch weitaus weniger klar. Zwar leiden sie bei unzureichender medikamentöser Einstellung an Atemproblemen, sind aber andererseits aufgrund ihrer Erkrankung deutlich vorsichtiger in Sachen Ansteckung. Bei uns erfahren Sie, ob Asthma-Patienten tatsächlich stärker gefährdet sind, wie sie sich schützen können und wie es im Falle einer COVID-19-Erkrankung weitergeht.

Ist das Risiko für schwere Verläufe von COVID-19 bei Asthma wirklich erhöht?

Obwohl viele Asthmatiker fürchten, aufgrund ihrer Lungenerkrankung zu den Risikogruppen einer SARS-CoV-2-Infektion zu gehören und vom Robert Koch Institut auch als solche eingestuft werden, scheint es hier eine Entwarnung zu geben. Nach neuestem Wissensstand zeigt sich immer deutlicher, dass gut eingestellte Asthmatiker kein erhöhtes Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf besitzen. Epidemiologische Studien in China und Europa belegen, dass sie im Gegenteil durch ihre meist verringerte Anzahl an ACE2-Rezeptoren sogar einen gewissen Schutz vor einem schweren Verlauf der Lungenerkrankung COVID-19 besitzen. Dieser Meinung ist ebenfalls die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie (DGP), die als eines der federführenden Organe bei der Erstellung der Asthma-Behandlungsleitlinien für Ärzte und Kliniken gilt. Ein erhöhtes Risiko für einen schwerwiegenden Krankheitsverlauf haben demzufolge lediglich Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren wie ältere Menschen mit Asthma oder Asthmatiker mit weiteren Vorerkrankungen.

Welche Rolle spielt das Medikament Kortison für eine Infektion mit COVID-19?

Kortison, oder auch Cortison, ist das in der Asthma-Therapie am häufigsten eingesetzte inhalative Medikament. In Kombination mit einem Bronchien-erweiternden Wirkstoff hält es die Atemwege frei, verhindert Atemnot und kann somit für ein beschwerdefreies Leben sorgen. Aufgrund seiner das Immunsystem schwächenden Wirkung ist es bei vielen Menschen allerdings sehr umstritten. Eine Meinung, die dem Nutzen des Wirkstoffs nicht im Geringsten gerecht wird. Schließlich wird die Immunabwehr nur durch Cortison-Infusionen oder eine Gabe in Tablettenform heruntergefahren. Abschwellende Nasensprays für Patienten mit allergischem Asthma oder Sprays für die Atemwege wirken durch ihren lokalen Einsatz nicht immunschwächend.

Vielmehr scheint die Inhalation die Menge an ACE2-Rezeptoren in den Atemwegen zu beschränken und dem Coronavirus den Eintritt in den Körper zu erschweren. Dadurch wird zugleich die Virenlast verringert, die maßgeblich für den Verlauf von COVID-19 ist. Neben einer wirkungsvollen Behandlung des Asthmas wird also auch der Schutz vor SARS-CoV-2 erhöht. Somit ist es durchaus nachvollziehbar, dass mit der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin, der Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie und der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin gleich drei Fachgesellschaften empfehlen, die Asthma-Medikamente während der Corona-Pandemie wie gewohnt anzuwenden. Dies gilt im Übrigen auch, um risikobehaftete Arztbesuche und Krankenhausaufenthalte aufgrund einer Entgleisung des Asthmas zu verhindern.

Wie kann man Asthma und COVID-19 unterscheiden?

Je nach Ausprägung kann eine COVID-19-Infektion Beschwerden hervorrufen, die denen einer Asthma-Erkrankung ähneln. Zu den viralen Hauptsymptomen gehören Husten, Atemnot, Fieber und in einigen Fällen eine Lungenentzündung (Pneumonie). Folgende Hinweise können helfen, zwischen beiden Erkrankungen zu differenzieren:

Krankheitshistorie

Allergisches Asthma ist in der Regel auf bestimmte Auslöser zurückzuführen, beispielsweise auf eine starke Pollenbelastung, Staubsaugen oder Tierkontakt. Darüber hinaus bestehen die Symptome meist bereits seit der frühen Kindheit oder Jugend. Eine Infektion mit dem Coronavirus beginnt üblicherweise plötzlich und unvorhersehbar.

Linderung durch Medikamente

Obwohl sowohl Asthma als auch COVID-19 einen trockenen Husten auslösen können, ist die Unterscheidung beider Krankheiten relativ einfach. Ist der Husten asthmatisch bedingt, tritt eine sofortige Linderung nach Anwendung eines Inhalationssprays ein. Bei SARS-CoV-2 hingegen erfolgt keine Besserung.

Fieber und Halsschmerzen

Während das Coronavirus SARS-CoV-2 oft Fieber hervorruft, tritt Asthma nie gemeinsam mit Fieber auf. Dasselbe gilt für Halsschmerzen, die bei Asthma eher untypisch sind.

Beteiligung der oberen Atemwege

Ein allergisches Asthma kommt häufig mit Beschwerden der oberen Atemwege daher. Dazu zählen beispielsweise Niesanfälle, Fließschnupfen und ein kratzender Hals. COVID-19-Patienten dagegen leiden normalerweise nicht an den Symptomen eines Schnupfens.

Gliederschmerzen

Muskel- oder Gelenkschmerzen treten bei Viruserkrankungen wie dem neuartigen Coronavirus oder der Grippe (Influenza) oft auf, gehören allerdings nicht zur Asthma-Symptomatik.

Kopfschmerzen

Kopfschmerzen können bei beiden Erkrankungen auftreten, unterscheiden sich jedoch in ihrer Wahrnehmung. Während es bei Nasennebenhöhlenentzündungen zu Stirn-Kopfschmerzen kommen kann, werden Kopfschmerzen im Rahmen der COVID-19-Pandemie als massiv und helmartig beschrieben. Sie betreffen also in der Regel den gesamten Kopf und nicht nur einzelne Bereiche.

Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn

Nichts mehr zu schmecken, kann auf eine Corona-Infektion hinweisen, ist bei Asthma allerdings eher untypisch.

Müssen Patienten mit Asthma einen Mund-Nasen-Schutz tragen?

Für Menschen, die nur schlecht Luft bekommen, ist das Tragen einer Maske vielfach eine Tortur. Sie fürchten, durch die Bedeckung schlechter atmen zu können und haben Angst vor einem Asthma-Anfall. Ob dies tatsächlich zutreffen kann, ist jedoch unklar. Ebenso gibt es keine behördlichen Empfehlungen für Patienten mit Asthma. Wer also Probleme mit dem Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes hat, spricht am besten mit einem Arzt. Eventuell ist auch der Schutz durch ein Visier eine sinnvolle Alternative. Eine grundsätzliche Befreiung von der Maskenpflicht durch ein ärztliches Attest ist zwar möglich, erfolgt aber meist nur bei besonders schweren gesundheitlichen Problemen. Ob Asthma dazugehört, liegt im ärztlichen Ermessen und muss von Einzelfall zu Einzelfall entschieden werden.

Wie verläuft COVID-19 bei Asthma?

Da beide Erkrankungen die Lunge betreffen, können sich die Symptome im Falle einer Infektion mit SARS-CoV-2 verstärken. Eine bei einer Lungenentzündung eventuell erforderliche Beatmung kann aufgrund der ohnehin verengten Atemwege schwierig werden. Um Asthma-Anfällen vorzubeugen, ist es – wie bereits erwähnt – daher auch in Corona-Zeiten wichtig, die Medikation wie üblich fortzusetzen. Sollte sich das Asthma während COVID-19 verschlimmern, kann in Absprache mit dem behandelnden Arzt die Einnahme von Cortison-Tabletten erfolgen.

Wie können sich Asthmatiker vor COVID-19 schützen?

Für Patienten mit Asthma-Erkrankungen und Allergien gelten dieselben Schutzmaßnahmen wie für alle anderen Menschen. Neben der bekannten AHA-Regel kann jeder Betroffene selbst einiges tun, um das Immunsystem zu stärken. Dazu gehören eine abwechslungsreiche Ernährung mit viel Vitaminen und Nährstoffen, eine gesunde Darmflora, ausreichend Schlaf und moderater Sport unterhalb der Leistungsgrenze.

Um eine Verstärkung der asthmatischen Beschwerden und Superinfekte zu verhindern, sollten sich die Betroffenen unbedingt gegen Pneumokokken und Grippe impfen lassen.

Inwiefern ist eine Rehabilitation empfehlenswert?

Die Reha als komplexe und effektive Therapie kann das Immunsystem optimal auf eine Begegnung mit COVID-19 vorbereiten und somit das Risiko für einen schweren Verlauf senken. Umgekehrt kann sie nach einer überstandenen Infektion den Genesungsprozess fördern und den Patienten helfen, buchstäblich wieder zu Atem zu kommen. Folgende Angebote stehen in unserem Rehabilitations- und Präventionszentrum Bad Bocklet zur Auswahl:

Immunsystem stärken – Präventiv Abwehrkräfte aufbauen
"Reha Lunge" – für Patienten nach viraler Lungenerkrankung

Falls Fragen zu unserer Klinik oder unseren Angeboten bestehen – Wir antworten Ihnen gerne!

Quellen:
https://www.spiegel.de/gesundheit/covid-19-und-asthma-jeder-der-schon-mal-atemnot-hatte-weiss-wie-beklemmend-das-ist-a-39447f8b-bcd5-4c82-9a3a-f7f92a216cec
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/gut-eingestellte-asthmatiker-sind-grundsaetzlich-nicht-staerker-durch-coronaviren-covid-19-gefaehr/
https://www.tagesspiegel.de/wissen/kortison-und-viren-transportmolekuele-asthmatiker-sind-keine-risikogruppe-fuer-covid-19/25827528.html
https://www.allergieinformationsdienst.de/aktuelles/schwerpunktthemen/coronavirus.html
https://www.lungenaerzte-im-netz.de/news-archiv/meldung/article/cortison-nutzen-notwendigkeit-und-nebenwirkungen/
https://www.allergenvermeidung.org/asthma/asthma-covid-19.html
https://www.gesundheitsinformation.de/coronavirus-worauf-achten-bei-asthma.2591.de.html?part=behandlung-az