Die ketogene Diät – was der „Fastenstoffwechsel“ bringt

Bei der ketogenen Diät werden Kohlenhydrate (Zucker) reduziert und mit einer Ernährung mit guten Fetten ausgeglichen, was zu einer Veränderung des Stoffwechsels führt.

Die ketogene Diät liegt im Trend. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter diesem Begriff, der weit mehr umfasst als im Ernährungsalltag möglichst wenige Kohlenhydrate zu essen? Die ketogene Diät geht weit darüber hinaus. Sie ist eine extreme Form der kohlenhydratarmen Ernährung. Ziel ist es, ständig und konstant kohlenhydrat- und zuckerarm und stattdessen sehr fettreich zu essen. Wer sich daran hält, versetzt seinen Körper in eine Art "Fastenstoffwechsel" und in den Zustand der Ketose, die auch der Namensgeber dieser Diätform ist.

Was versteht man unter einer Ketose?

Der menschliche Körper braucht keine mit der Nahrung zugeführten Kohlenhydrate, um zu funktionieren. Vor allem das Gehirn benötigt jedoch Zucker und kann seine Energie nicht ausschließlich aus Fett oder Proteinen beziehen. Gerade in der heutigen sehr kohlenhydratlastigen Ernährung ist das Gehirn an die verschwenderische Zufuhr von Energie aus selbigen angepasst, dies war aber in der menschlichen Geschichte nicht immer so. Erhält der Körper pro Tag weniger als 50 g Kohlenhydrate, setzt er eine Art "Alternativprogramm aus alter Zeit" (die Ketose) in Gang. Er wandelt die reichlich zugeführten Fette (bei der ketogenen Diät) oder das Körperfett (beim Fasten) in der Leber zu sogenannten Keton- bzw. Ketokörpern um. Diese ersetzen damit bei der Energiegewinnung im Gehirn bis zu 80% der fehlenden Kohlenhydrate. Der restliche Zuckerbedarf des Gehirns wird durch Umwandlung von Eiweiß aus der Nahrung (bei der ketogenen Diät) oder aus Muskeleiweiß (beim Fasten) in Zucker gedeckt. Der Körper braucht keine Kohlenhydrate sondern verbrennt die Fette direkt.

Durch die ketogene Diät wird die sogenannte Ketose in Gang gebracht.

Dieser Prozess des Umwandelns von Fetten in Ketone geht nicht von heute auf morgen. Wer bisher eher kohlenhydratreich gegessen hat, braucht mitunter mehrere Tage, bis sein Körper Ketone bildet und das Gehirn wieder lernt diese zu verwerten. Damit das auch wirklich funktioniert, müssen Kohlenhydrate möglichst konsequent durch gute Fette ersetzt werden. So kann etwa schon eine Scheibe Roggenvollkornbrot mit Marmelade die "erlaubte" Kohlenhydratzufuhr von maximal 50 g überschreiten, die Alternative wäre dann z.B. spezielles ketogenes Brot mit Butter und fettem Käse, das liefert nur 7-8 g Kohlenhydrate und sättigt sogar stärker. Mit diesem Limit liegt die ketogene Diät deutlich unter den Low-Carb-Abnehmdiäten, die auf eine eiweißreiche Ernährung setzen, aber bis zu 120 g Kohlenhydrate (überwiegend aus Obst und Gemüse) pro Tag erlauben und weniger Fett einsetzen (der Körper bildet also keine Ketone).

Wer braucht eine ketogene Ernährung?

In der Schulmedizin wird die ketogene Diät sehr erfolgreich zur Behandlung von Epilepsien (vor allem bei Kindern) eingesetzt, die nicht auf Medikamente ansprechen. Manche Kliniken bieten die ketogene Diät als begleitende Ernährungstherapie für Krebspatienten an. Dahinter steckt die Überlegung, dass der Stoffwechsel bei Krebserkrankungen häufig umgestellt ist, und der Körper viel mehr Fett und Eiweiß benötigt als ohne die Erkrankung. Krebspatienten leiden sehr häufig auch unter einer Entzündungsreaktion, welche das Krebswachstum fördert. Ketonkörper wirken antientzündlich. Kohlenhydrate wirken entzündungsfördernd und dienen als Energiequelle vor allem den Krebszellen - diese benötigen sie um schnell zu wachsen. Insofern stärkt eine ketogene Diät den Patienten ohne das Krebswachstum zu füttern und reduziert gleichzeitig noch die krebsfördernden Entzündungsreaktionen.

Neuerdings gibt es Hinweise darauf, dass eine Ketose das Voranschreiten von Alzheimer aufhalten und bestehende Einschränkungen teilweise sogar rückgängig machen kann. Positive Wirkungen wurden auch bei der Nervenerkrankung Multiple Sklerose (MS) beobachtet. Bei all diesen Einsatzmöglichkeiten gilt: Die ketogene Diät muss jeweils individuell nach den eigenen Vorlieben berechnet und von Fachkräften überwacht werden.

Ketogene Diät gegen Übergewicht

Da die Ernährungsumstellung in Richtung Ketose die Fettverbrennung ankurbelt und verbessert, wird die ketogene Diät auch gegen hohes Übergewicht eingesetzt. Der "Trick" des Körpers, bei Kohlenhydratmangel Fett als Energiequelle zu aktivieren, nutzte schon Dr. Atkins vor mehreren Jahrzehnten für sein gleichnamiges Diätkonzept. Doch auch bei Übergewicht gilt: Die ketogene Diät braucht fachliche Beratung, im Idealfalldurch den Ernährungsmediziner. Wer sich ketogen ernähren möchte, sollte sich daher unbedingt bei Profis das nötige Know-How besorgen - etwa in spezialisierten Kurkliniken und Reha-Einrichtungen, wo das ketogene Kochen unter ärztlicher Aufsicht und fachkundiger Diätanleitung in der hauseigenen Lehrküchen erlernt werden kann.